Universität der Bundeswehr Neubiberg – Vorlesung Wertanalyse beginnt am 4. April 2016

Die Universität der Bundeswehr ist in München und Hamburg der zentrale Ort für die universitäre Ausbildung der Soldaten in den Offzierslaufbahnen.

Mit der Neuregelung des Hochschulwesens ist sowohl im zivilen Studium, als auch im Studium bei der Bundeswehr der Meistertitel offizielle eine Hochschulreife. Meister können nun auch ganz regulär ein Studium als weitergehenden Qualifizierungsschritt absolvieren.

Die Universität der Bundeswehr bietet ein Hochschulstudium auch für Zeitsoldaten im Feldwebeldienstgrad an

Studieren bei der Bundeswehr als Teil der Offizierslaufbahn ist bekannt. Die Studenten absolvieren die akademische Ausbildung nach einer militärischen Ausbildung als Offiziersanwärter. Nach dem abgeschlossenen Studium gehen die Leutnante dann in ihre eigentliche Verwendung in der Truppe.

Für Zeitsoldaten mit Meistertitel eröffnet sich in der Fachlaufbahn nun die Möglichkeit eines Studiums nach der aktiven Zeit als Zeitsoldat in Feldwebeldienstgraden – meist Hauptfeldwebel. Zeitsoldaten erhalten beim Übergang in das Zivilleben eine Berufsqualifikation durch den Berufs-Förderungs-Dienst BFD.
Im Rahmen dieses BFD ist Studium nun möglich.
 

WING – Wirtschaftsingenieurwesen mit dem Abschluss Bachelor

Wirtschaftsingenieure sind das Bindeglied zwischen Technik und Betriebswirtschaft, zwischen Theorie und Praxis. Absolut passend für eine Erweiterung nach einer sehr praxisorientierten Fachlaufbahn bei der Bundeswehr.

Der Studiengang ist speziell auf die Bedürfnisse der Feldwebel im BDF zusammengestellt und führt die Studenten von dr Dienstzeit über das Bachelor Studium hin zur Möglichkeit eines Master Abschlusses und mehr – wenn gewünscht.

In der Programmleitung ist es uns besonders wichtig,
dass die Studenten mit der zivilen Industrie,
ihrer Produkte und ihrer Themenstellungen in intensiven Kontakt kommen.
     (Prof. Dr.-Ing. Wieland Meyer - akademische Programmeleitung WING)

Vorlesung zum Wahlpflichtfach Wertanalyse

In den höheren Trimestern haben die Studenten die Möglichkeit zur Auswahl zwischen verschiedenen Vorlesungsinhalten. Ich lehre das Fach „Wertanalyse“, eine moderne Fachrichtung in der Schnittstelle zwischen Ingenieurdisziplinen, BWL und dem Denken in Markt und Kundendimensionen.
Es gibt in der Wertanalyse nicht die eine Konstruktion, das eine Produkt. Im Fokus stehen die Anforderungen des Kunden an

  • Gebrauchsfunktionen
  • Geltungsfunktionen

In der Wertanalyse wird als interdisziplinäres Thema die klassischen Arbeitswelten der Ingenieure und Betriebswirte aufgebrochen und in den Blickwinkel des Kunden gestellt.

  • Warum erzeugt(e) die Vorstellung eines iPhone 4 einen wahren Hype und die Smartphones von Microsoft liegen wie Blei im Laden?
  • Warum können einige Automobilhersteller satte Gewinne einfahren und andere machen pro Auto noch Verlust?

Antworten auf diese Fragen gibt die Wertanalyse – das Denken in Wertkategorien und funktionalen Anforderungen des Kunden.
 

Wertanalyse am Industriebeispiel eines Türfeststellers im Auto

Wir alle kennen Türfeststeller vom täglichen Autofahren, haben aber wahrscheinlich dieses Bauteil noch niemals aktiv wahrgenommen. Der Türfeststeller hat die funktionalen Grundaufgaben

  • Den Anschlag der Tür begrenzen, so dass die Türe beim Öffnen nicht aus den Angeln gerissen wird

So wurden beim Renault R4 anstelle des Türfeststellers einfache in starkes Gewebeband verwendet, welches die Türöffnung begrenzte. war es dass mit dem High-Tech-Teil Türfeststeller. Mit Nichten.

Auch solch ein belangloses Teil hat zahlreiche Nebenfunktionen und neuerdings jede Menge an Geltungsfunktionen mit auf den Weg bekommen.

Können Sie sich vorstellen in einer Oberklassen Limousine zu fahren,
bei der die Türe knarzt wie ein alter LADA?

Worin liegt der Unterschied zwischen einem alten LADA und einem modernen Mittelklasse Auto?
Wie wurde durch Steve Jobbs das Denken in Wertanalyse in der Marke APPLE institutionalisiert?
Meine Studenten sind da auch ganz gespannt und freuen sich auf die Vorlesung in der Welt eines APPLE, PORSCHE oder auch BANG&OLUFSON.

 

Wie gestaltet man die Vorlesung spannend und praxisorientiert?

Die Studenten können mit dem Türfeststeller eigentlich wenig anfangen – der Student müsste schon eine zivile Ausbildung als Karosseriebauer gemacht haben – haben sie aber nicht. Zum Begreifen muss man es auch mal Angreifen können.
Das Unternehmen EDSCHA (Edwin Scharwächter) aus dem Niederbayerischen Hengersberg ist einer der großen Player in Sachen Türfeststeller in Europa und gehört inzwischen zur spanischen GESTAMP Gruppe und hat das Hauptwerk in Hengersberg und ein Zweigwerk in Jahrdorf (Hauzenberg) im Bayerischen Wald. Freundlicherweise hat uns das Haus EDSCHA einen ganzen Satz an Türfeststellern aus fast 30 Jahren Produktionsgeschichte zusammengestellt und als Praxis-Anschauungsobjekt für die Vorlesung überlassen – vielen Dank an Herrn Christian Traxinger dafür.