UAV DACH e.V.: Akademischer Nachwuchs und die Forschung in der Unbemannten Luftfahrt in der FLUGREVUE 2020/10

Paul Eschbach (UAV DACH e.V.) Text und Fotos

Die Unbemannte Luftfahrt ist eine sehr junge Branche und entwickelte sich vor der Corona Pandemie zu einem neuen, innovativen und aufstrebenden Industriezweig mit passend hohen Erwartungen und Prognosen an Wachstum, Umsatz, Wertschöpfung und Arbeitsplätzen. Achim Friedl zeigt in seinem Editorial die aktuelle Situation auf; die Euphorie und die Möglichkeiten sind zwar vorerst etwas gedämpft. Im Schatten der großen Luftfahrtunternehmen haben sich aber gerade in Deutschland sehr viele junge und innovative Unternehmen gegründet, um der Unbemannten Luftfahrt zu neuen Höhenflügen zu verhelfen.

 

Die DACH Region hat in der Unbemannten Luftfahrt in Europa eine führende Rolle

Kein anderes Land in der EU hat sich solch eine Position in der Unbemannten Luftfahrt erarbeitet wie die DACH Region Deutschland, Österreich und die Schweiz. Das Eco-System Unmanned Aviation erfordert dazu die Unternehmer mit Wagemut und dem technologischen Weitblick und passende Rahmenbedingungen. Dazu zählt auch der akademisch hervorragend ausgebildete Nachwuchs mit den Themen der Unbemannten Luftfahrt. Der UAV DACH e.V. hat eine bedeutende Gruppe an Mitgliedsunternehmen in dem Marktsegment und „Vertical“ „Universitäten und Hochschulen“. In diesem Beitrag stellen wir Ihnen dieses Vertical als einen wichtigen Baustein in der Unbemannten Luftfahrt vor.

 

Universitäten und Hochschulen in der Unbemannten Luftfahrt

 

Aktuell sind 32 Universitäten und Hochschulen als Mitglieder im UAV DACH e.V. organisiert und stellen damit eine der größten Verticals im Verband dar. Dies untermauert die Bedeutung der akademischen Ausbildung und der integrierten wissenschaftlichen Forschungsarbeit für die Unbemannte Luftfahrt. Unmittelbar daran anschließend sind die universitären Spinn-Offs als thematische Ausgründungen als Start-Ups aus den wissenschaftlichen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten der Hochschulen und Universitäten zu nennen.

„Dem UAV DACH e.V. ist es sehr wichtig, dass eine möglichst große Zahl an Studierende schon während dem Studium mit der Unbemannten Luftfahrt in Verbindung kommen. In vielleicht 10 Jahren wird es kaum noch einen technisch/wirtschaftlich geprägten Akademiker geben, der sich nicht aktiv in seinen Tagesaufgaben mit der Unbemannten Luftfahrt auseinandersetzen darf. Wir müssen jetzt die Grundlagen dazu legen.
Achim Friedl, Vorstandsvorsitzender UAV DACH e.V.“

In der Tat, werden die typischen Ausbildungsgänge in den Ingenieursdisziplinen, wie Maschinenbau, Elektrotechnik, Vermessungswesen, Architektur, Bauwesen, … die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten in die normalen Geschäftsprozesse und Businessmodelle integrieren. Die UAS/Drohnen werden zu einem sehr flexiblen Einsatzmittel werden, und teilweise automatische Abläufe abarbeiten, so wie das im Vermessungswesen heute schon der Fall ist.
Aber auch die wirtschaftswissenschaftlichen Ausbildungen werden sich damit beschäftigen müssen, da die UAS/Drohnen den Einzug in viele Unternehmen nehmen werden. Es gilt Geschäftsmodelle aufzustellen und Produkte zu kalkulieren, ebenso wie die rechtlichen Themen seitens der juristischen Fachabteilungen zu beurteilen und in Anweisungen und Standards umzusetzen.

 

UAS/Drohnen werden in 10 Jahren alle Studierende angehen

Die Ausbildung dazu kann niemals früh genug erfolgen. Universitäten und Hochschulen fokussieren sich in zwei Richtungen auf die Unbemannte Luftfahrt, die akademische Ausbildung und die wissenschaftliche Forschung und Entwicklung.
Im Rahmen unserer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit wollten wir erfahren, wie die Unbemannte Luftfahrt bei unseren Mitgliedern im Vertical genutzt und eingesetzt werden, und haben dazu im ersten Halbjahr eine entsprechende Umfrage durchgeführt.

 

Unbemannte Luftfahrt und die Forschung/Entwicklung

Alle Teilnehmer an der Umfrage setzen die UAS/Drohne in der Forschung und Entwicklung ein. Schwerpunkt dabei ist die Anwendungsentwicklung der Unbemannten Luftfahrt an wissenschaftlichen Themen des Fachbereichs/Instituts. Dies zeigt den Entwicklungsstand der Unbemannten Luftfahrt auf – das fliegende Gerät ist schon seit längerer Zeit ein Commodity – nichts Außergewöhnliches mehr. Die Forschung fokussiert sich auf die herausfordernden und nutzenbringenden Anwendungen des fliegenden Sensors oder Geräteträgers im Allgemeinen. Damit erreicht die universitäre Forschung auch mit geringen finanziellen Aufwendungen bisher nicht erwartete Orte und Einsatzbedingungen. Einige Rückmeldungen dazu als Ausriss um die thematische Bandbreite zu sehen:

  • BOS Einsätze,
  • Meteorologie,
  • Einsatz in Polarregionen,
  • UTM und U-Space
  • BVLOS,
  • SORA
  • – bis hin zu Augmented Reality (AR).

Zum einen der normale Themenkanon innerhalb des UAV DACH, dann auch die modernen Entwicklungen für viele neuen High-Tech Anwendungen.
Die Antworten der Umfrage zeigen auf, dass sich je Universität/Hochschule zwischen zehn und dreißig Studierende je Semester mit der Unbemannten Luftfahrt intensiv im Sinne der Forschung & Entwicklung beschäftigen.

 

Anwendungen – Anwendungen – Anwendungen

In der allgemeinen Wahrnehmung liegt der Schwerpunkt dabei auf dem Bau von neuen Anwendungen in der Unbemannten Luftfahrt.
Forschung geschieht nicht im stillen Kämmerlein, sondern erfordert den Austausch und die Kollaboration auf nationalem und internationalem Rahmen.
Forschung & Entwicklung der Hochschulen / Universitäten in der Unbemannten Luftfahrt

  • Durchführung von und Teilnahme an Forschungsprogrammen
  • Teilnahme an Förderprojekten
  • Industrielle Partnerschaften
  • Forschung und Entwicklungsprojekte mit anderen Hochschulen / Universitäten
  • Entwicklung von Anwendungen und Produkten in der Unbemannten Luftfahrt
  • Entwicklung von Dienstleistungen in der Unbemannten Luftfahrt
  • Anwendungsentwicklungen und Feldtestkampagnen

Ein thematisch großes Spektrum: die Schwerpunkte sind dabei auf einer nationalen und europäischen Forschungskooperation gelegt.

 

Akademische Lehre in der Unbemannten Luftfahrt

Die akademische Lehre an den antwortenden Universitäten/Hochschulen mit ihren Möglichkeiten ist umfassend und bildet das typische Bildungsangebot ab.

  • Lehrveranstaltungen in der Luft- und Raumfahrttechnik
  • Lehrveranstaltungen in der Elektrotechnik und Elektronik
  • Lehrveranstaltungen in der Informatik und System Engineering

In akademischen Abschlussarbeiten besteht die Möglichkeit das Thema mit und über die Unbemannte Luftfahrt zu schreiben. ergänzt wird das akademische Lehrangebot an den Universitäten mit Allgemeinwissenschaftlichen Vorlesungen zur Unbemannten Luftfahrt, zum Luftrecht bis hin zum Erwerb des

Kenntnisnachweises nach §21d LuftVO zum Steuern des UAV/Drohne selbst.

  •  Betätigung in studentischen Projekten und Wettbewerben mit Unbemannter Luftfahrt als Thema
  •  Umsetzung von Themen als Studentische Hilfskraft

Es berichten bereits einzelne Universitäten/Hochschulen, dass in einem Studium mit dem Schwerpunkt „Aviation“ in einem individuellen Vertiefungsschwerpunkt die „Unbemannte Luftfahrt“ gewählt werden kann. Das sind ganz besonders ermutigende Rückmeldungen über die Durchdringung der Unbemannten Luftfahrt in der akademischen Welt und auch bei den Studierenden. Weit so!
Vertiefungsmöglichkeiten werden ebenso in Bachelor und Masterstudiengängen in Luft- und Raumfahrttechnik und Elektrotechnik und Elektroniksysteme zurückgemeldet.

 

Industrielle Partnerschaften mit Universitäten/Hochschulen

Das Zusammenwirken zwischen der Universität/Hochschule und der Industrie ist ein fester Bestandteil in allen akademischen Einrichtungen. Der gegenseitige Austausch und das Denken und Arbeiten an realen Aufgabenstellungen bringt die Praxisnähe in die Ausbildung und schafft den Übergang ins Berufsleben.

Die Universitäten/Hochschulen berichten im Zusammenhang mit der Unbemannten Luftfahrt über folgenden Formen der industriellen Zusammenarbeit:
Industrielle Zusammenarbeit mit Uni/Hochschulen in der Unbemannten Luftfahrt

  • Praktika
  • Studienarbeiten / Seminararbeiten
  • Abschlussarbeiten (Bachelor/Master)
  • Werksbesuche
  • gemeinsame Projekte
  • gemeinsame Publikationen / Veröffentlichungen

 

 

Auf welches Interesse stoßen die Themen der Unbemannten Luftfahrt bei den Studierenden?

Abschließend wollten wir eine Selbsteinschätzung der Hochschule/Universität erfahren – denken nur wir dass das alles ganz toll und spannend sein müsste? Welches Feedback bekommen die Professoren von den Studierenden?
Die Antwort lautet als nichtrepräsentative Umfrage 4.5 von 5 Punkten – das ist mehr als erwartet und lässt und als Verband aufbauend in die Zukunft blicken. Für den UAV DACH e.V. ist dieses Vertical ganz besonders wichtig, hier werden die entscheidenden Weichen gestellt für ein funktionierendes Eco-System Unbemannte Luftfahrt in der DACH Region. Akademischer Nachwuchs und der Zugang zu Wissen und Forschung sind neben den finanziellen Ressourcen die Erfolgstreiber in fast jeder sich neu entwickelnden Branche.
Was kann der UAV DACH e.V. im Besonderen dazu beitragen – die Zusammenarbeit mit der Industrie
Wir fragten ebenso in einer nicht repräsentativen Selbsteinschätzung: „Bewerten Sie abschließend die Zusammenarbeit zwischen Hochschule und der Branche Unbemannte Luftfahrt?“
Als Antwort erhalten wir eine Punktzahl von 3,7 von 5 Sternen. Gerade hier sehen wir ein wichtiges und zukunftsweisendes Betätigungsfeld für den Verband der Unbemannten Luftfahrt. Wir haben die Universitäten/Hochschulen als Mitgliedsunternehmen und auf der anderen Seite die führenden Unternehmen und Dienstleistungsunternehmen. Das ist unser Thema als UAV DACH e.V. für die kommenden Jahre

„Gemeinsam mehr erreichen“